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Streckenblock auf zweigleisiger Strecke

Durch den Streckenblock wird der Zugverkehr auf der freien Strecke gesichert. Streckenblock existiert in unterschiedlichen Bauarten, deren Funktionsweise jedoch immer ähnlich ist. Man unterscheidet nichtselbsttätigen Streckenblock und selbsttätigen Streckenblock. Beim nichtselbsttätigen Streckenblock müssen die Bedienhandlungen durch das örtliche Personal vorgenommen werden, während der selbsttätige Streckenblock, wie der Name schon sagt, alleine arbeitet. Dies setzt natürlich eine Einrichtung voraus (Gleisfreimeldung, versuchsweise: Zugschlußsender), die das Be- und Freifahren des Blockabschnitts überwachen kann.
Zu den nichtselbsttätigen Streckenblockbauformen gehören der Felderblock und der Relaisblock. Letzterer arbeitet wie der Felderblock, jedoch sind die Bedieneinrichtungen geändert (Tasten und Leuchtmelder). Zu den selbsttätigen Bauformen zählen z.B. Selbstblock, Automatikblock, Zentralblock.
Daneben existieren noch Mischbauformen (z.B. Vorblock automatisch, Rückblock von Hand) und Anpassungen zwischen den verschiedenen Systemen.

Prinzip

Wir wollen uns die Wirkungsweise des Streckenblocks anhand des sogenannten Felderblocks ansehen. Der Felderblock ist die älteste Form der nichtselbsttätigen Blockbauarten. Noch einmal zur Erinnerung die beiden Forderungen:
1. Zwischen zwei Zügen muß sich immer ein Halt zeigendes Signal befinden und
2. ein Signal darf erst dann auf Fahrt gestellt werden können, wenn der folgende Abschnitt frei von Fahrzeugen ist.
Diese beiden Forderungen muß das Blocksystem erfüllen können.

Wir verlassen unseren Bahnhof und begeben uns auf eine andere Betriebsstelle: die Blockstelle Mittelstadt. Eine Blockstelle ist eine Betriebsstelle der freien Strecke, sie unterteilt einen Blockabschnitt zwischen zwei Bahnhöfen in zwei Blockabschnitte. Auf dem folgenden Bild haben wir vereinfacht nur ein Streckengleis, sowie jeweils ein Signal der links und rechts liegenden Bahnhöfe dargestellt:

[Streckenblock]

Wie wirkt der Streckenblock? Jedes der drei Stellwerke verfügt über einen Blockkasten mit diversen Blockfeldern, die einen Zustand (rot/weiß) anzeigen. Zu einer Blockstrecke gehören nun jeweils zwei Blockfelder, die als Anfangsfeld und Endfeld bezeichnet werden. Das Anfangsfeld befindet sich - wie der Name sagt - am Anfang der Blockstrecke, das Endfeld am Ende einer Blockstrecke. Beide Felder sind in der Grundstellung weiß und zeigen damit an, daß die Blockstrecke frei von Fahrzeugen ist. Da aber immer nur eine Seite ein Blockfeld bedienen kann, befinden sich die Blockfelder in einem unterschiedlichen Zustand (trotz gleicher Farbe!): das bedienbare Blockfeld ist entblockt und wird durch eine Bedienhandlung geblockt. Für das korrespondierende Feld gilt der umgekehrte Zustand: es ist zunächst geblockt und wird durch die Bedienung des anderen Feldes entblockt.
[Blockfeld Detailansicht] Um die Blockinformation zu übertragen, sind die beiden Blockfelder per Kabel miteinander verbunden. Wird nun eine Blockbedienung durchgeführt, so wird über einen Kurbelinduktor ein Wechselstrom erzeugt, der dazu führt, daß beide Felder ihren Zustand wechseln.
Hierzu befinden sich im Blockfeld zwei Elektromagnete (im Bild links nicht sichtbar, da hinter der Grundplatte gelegen), die einen Anker abwechselnd nach unten und oben bewegen können. An diesen Anker angeschlossen ist eine sogenannte Hemmung (2), die in die Zahnkränze (3) des Blockrechens eingreift. Auf dem Blockrechen befindet sich die nach außen sichtbare weiß/rote Farbscheibe des Blockfelds. Durch den Wechselstromimpuls wandert mit jeder Ankerbewegung der Blockrechen entsprechend in eine Richtung weiter (Ähnliches Prinzip: mechanische Uhrwerke). Beim Entblocken wird der Blockrechen durch eine Feder (4) nach oben gedrückt. Beim Blocken wird mit dem Niederdrücken der Blocktaste und der damit verbundenen Druckstange (1) die Federwirkung aufgehoben. Damit wandert der Blockrechen durch die Schwerkraft Zahn für Zahn nach unten.

Soweit die Theorie: wir wollen uns die Wirkungsweise lieber in der Praxis anschauen, da leichter verständlich:

[Streckenblock Grundstellung]

Fahrdienstleiter Linksdorf schickt den links sichtbaren Zug auf die Reise. Nachdem der Zug ausgefahren ist, stellt er das Signal zurück auf Halt und bedient dann sein Anfangsfeld. Dazu drückt er die oberhalb des Blockfeldes angeordnete Taste und dreht gleichzeitig die Kurbel etwa 10 bis 15 Umdrehungen. Der an die Kurbel angeschlossene Blockinduktor erzeugt nun ein Wechselstrom, der dazu führt, daß die Blockfelder ihren Zustand wechseln. Diesen Vorgang nennt man Vorblocken.

Wird der Blockvorgang nicht ordnungsgemäß durchgeführt (z.B. zu kurz gekurbelt), kommt es u.U. zu einer Blockstörung, da beispielsweise die Blockfelder ihren Zustand nicht vollständig gewechselt haben. In so einem Fall muß ein Techniker die mit Sicherheitsschlössern versehenen Blockkästen öffnen und wieder die Grundstellung herstellen. Solange muß im betroffenen Streckenabschnitt mit schriftlichen Befehlen gefahren werden, da sich die Signale zur Strecke hin nicht mehr bedienen lassen. Nach dem Vorblocken sieht unsere Strecke also wie folgt aus:

[Streckenblock Vorblock]

Auch wir auf der Blockstelle werden nun unser Signal auf Fahrt stellen und die Durchfahrt des Zuges abwarten. Nachdem der Zug an uns vorbeigefahren ist, stellen wir als erstes die Vollständigkeit des Zuges fest: wir beobachten den Zugschluß: sind am letzten Wagen die Zugschlußsignale vorhanden? Da wir uns auf einer Strecke ohne selbsttätige Gleisfreimeldung befinden, gibt uns nur der Zugschluß die Garantie, daß nicht unterwegs einige Wagen liegengeblieben sind.

Nach der Zugschlußfeststellung legen wir unser Signal auf Halt zurück. Wir müssen jetzt zwei Bedienhandlungen durchführen:
Schritt 1: wir müssen die Strecke von Linksdorf wieder freigeben. Dazu bedienen wir unser Endfeld. Diesen Vorgang nennt man Rückblocken. Damit ist dieser Streckenabschnitt frei und ein weiterer Zug könnte nachfolgen.
Schritt 2: da unser Zug ja nach Rechtsdorf weitergefahren ist, müssen wir in diese Richtung natürlich vorblocken. Dazu bedienen wir das zugehörige Anfangsfeld.

Nach diesen beiden Bedienhandlungen sieht der Streckenblock also wie folgt aus:

[Streckenblock Rückblock]

Dieses Prinzip wiederholt sich mit jedem Blockabschnitt. Die Blockfelder alleine bieten natürlich keine Sicherheit. Ihre Funktion muß mit dem Rest des Stellwerks verbunden werden. Hierzu dienen Blocksperren, die auf die Signalhebel (bzw. umgekehrt) einwirken.
Im übrigen sind die Blocktasten für den Rückblock im Allgemeinen noch mit einer elektrischen Streckentastensperre versehen, die auslöst, wenn ein Zug einen isolierten Gleisabschnitt hinter dem Signal befahren hat. Die Blocktaste kann erst nach dem Auslösen bedient werden. Sie verhindert damit, daß beispielsweise das Signal auf Fahrt und wieder auf Halt gestellt und danach eine Blockbedienung ohne Zugfahrt durchgeführt würde. Aber: die Streckentastensperre garantiert nur, daß überhaupt ein Zug (eine Achse) das Signal passiert hat. Sie garantiert nicht, daß der Zug vollständig vorbeigefahren ist. Maßgeblich für die Blockbedienung ist die Feststellung des Zugschluß und nicht das Auslösen der Tastensperre!

Wenn Sie möchten, können Sie sich die Blockvorgänge noch einmal in einer Animation ansehen.

Blocksperren

Zu einem Ausfahr- bzw. Blocksignal gehört eine Anfangssperre, die unterhalb des Anfangsfeldes plaziert ist. Sie erfüllt folgende Funktionen:
  • Solange das Signal auf Fahrt steht, kann nicht geblockt werden
  • Wenn das Signal nicht auf Fahrt stand, kann nicht geblockt werden
  • Jedes Signal (besser: eine Ausfahrt in Richtung einer Strecke) kann genau einmal auf Fahrt gestellt werden
Der letzte Punkt sorgt dafür, daß ein Signal nicht versehentlich zweimal auf Fahrt gestellt wird und damit ein weiterer Zug in die Blockstrecke mit fatalen Folgen abgelassen werden kann. Anfangssperre und das Blockfeld arbeiten nun so zusammen, daß die Signalbedienung erst wieder mit dem Eingang des Rückblocks möglich wird. Die Anfangssperre besteht aus diesen Komponenten:
  • Frühauslösende mechanische Tastensperre (blau gestrichen)
  • Wiederholungssperre (rot gestrichen)
  • Signalverschluß (grün gestrichen)
  • schwarzes Verschlußstück mit grünem Kranz, das an der Blockwelle der Signalschubstange befestigt ist.
[Blockkasten]

[Blockkasten, offen]

Das Bild links zeigt die typische Anordnung sämtlicher Komponenten. Oben der Blockkasten mit den Blockfeldern, in der Mitte die Fahrstraßenhebel, von denen der rechte nach unten umgelegt ist und darunter die Blocksperren. Die Abhängigkeit zwischen den Blockfeldern und den Blocksperren wird über Stangen erreicht, die in den grauen Rohren vom Blockkasten nach unten zu den Blocksperren verlaufen.
Der Profi erkennt anhand der Blocksperren, daß es sich bei diesem Stellwerk um eines der Bauform "Jüdel" handelt.
Die Blockfelder im einzelnen (v.l.n.r):
  • Anfangsfeld (weiß, entblockt), d.h. auf der abgehenden Strecke ist z.Zt. kein Zug unterwegs.
  • Erlaubnisfeld (rot, geblockt). Das Erlaubnisfeld findet bei eingleisigen Strecken Anwendung und verschließt sämtliche Signale in Richtung der eingleisigen Strecke, wenn - wie hier - die Erlaubnis beim benachbarten Bahnhof liegt.
  • ein Leerfeld
  • elektrische Fahrstraßenfestlegung (gehört zum Bahnhofsblock, weiß=Fahrstraße elektrisch festgelegt)
  • noch ein Leerfeld
  • Endfeld (weiß, geblockt), d.h. auf der ankommenden Strecke ist z.Zt. kein Zug unterwegs.
Darunter der Blockkasten in geöffnetem Zustand. Wie man sieht, sind die Blockfelder eine feinmechanische Meisterleistung. Gut erkennbar sind die unterschiedlichen Farben trotz gleicher Zustände: das zweite Blockfeld von links und das Blockfeld ganz rechts sind geblockt, links jedoch ist die Stellung "rot", rechts "weiß".

Wir wollen uns nun die Anfangssperre genauer ansehen. Dazu spielen wir einmal den kompletten Vorgang einer Zugfahrt ab:
Zustand
(Erklärungen beziehen sich auf die Einheitsblocksperren)
Einheitsblocksperre Blocksperre "Jüdel"
Grundstellung: Signal auf Halt, nicht vorgeblockt. Das Niederdrücken der Taste des Anfangsfelds (Vorblocktaste) und der damit verbundenen Blockstange (hier im Bild die von oben kommende blanke Stange) wird durch die senkrecht stehende blaue Tastensperre verhindert. [Blocksperre Einheit, Grundstellung] [Blocksperre Jüdel, Grundstellung]
Signal auf Fahrt. Durch das Umlegen des Signalhebels wird im Verschlußkasten die zugehörige Schubstange bewegt, die über eine Blockwelle das schwarz-grüne Verschlußstück gegen den Uhrzeigersinn dreht. Durch diese Drehbewegung wird das blaue Sperrpendel nach links weggedrückt. Hierdurch fällt die Wdh.-Sperre auf das schwarz-grüne Verschlußstück. Das Niederdrücken der Vorblocktaste wird nun durch das nach oben weisenden schwarz-grüne Verschlußstück im Zusammenhang mit dem darüber befindlichen grünen Verschlußstück verhindert. [Blocksperre Einheit, Fahrt] [Blocksperre Jüdel, Fahrt]
Signal auf Halt, nicht vorgeblockt. Durch das Zurücklegen des Signalhebels ist das schwarz-grüne Verschlußstück wieder in seine Ausgangslage zurückgekehrt. Die Wdh.-Sperre ist nun ganz nach unten gefallen und verhindert auf mechanischem Weg, daß das Signal erneut wieder auf Fahrt gestellt werden kann: die Blockwelle mit dem schwarz-grünen Verschlußstück würde beim Drehen an die Wdh.-Sperre anschlagen. Dem Vorblocken steht nun nichts mehr entgegen. [Blocksperre Einheit, nicht vorgeblockt] [Blocksperre Jüdel, nicht vorgeblockt]
Signal auf Halt, vorgeblockt. Durch das Niederdrücken der Blocktaste hat sich die blaue Tastensperre wieder unter die Wdh.-Sperre bewegt. Ebenso hat sich nun die grüne Verschlußklinke nach unten bewegt und verhindert damit weiterhin das Umlegen des Signalhebels. Als zusätzliche Sicherheit wird dies auch noch durch die Wdh.-Sperre garantiert (obwohl prinizpiell nicht mehr notwendig). Durch das Eintreffen des Rückblocks kehrt die Blockstange in die Ausgangslage (siehe oberstes Bild) zurück, die nächste Zugfahrt kann stattfinden. [Blocksperre Einheit, vorgeblockt] [Blocksperre Jüdel, vorgeblockt]

Neben der Anfangssperre kommt auch eine Endsperre zum Einsatz. Sie arbeitet jedoch mit dem Einfahrsignal, auf Blockstellen auch mit dem Blocksignal, zusammen. Ihre Funktion ist ähnlich der Anfangssperre, jedoch hat sie üblicherweise keine Sperrwirkung. Die wesentliche Aufgabe der Endsperre besteht darin, das Bedienen des Rückblocks zu verhindern, wenn das Signal noch nicht auf Fahrt stand bzw. gerade auf Fahrt steht. Ein zur Endsperre gehörende Stellprüfer (ähnlich dem Sperrpendel) ermöglicht die Kontrolle, ob ein Triebfahrzeugführer unberechtigt am haltzeigenden Signal vorbeigefahren ist (Prüfer in Grundstellung) oder der Fahrdienstleiter das Signal vor dem Zug auf Halt gestellt hat (Prüfer abgelenkt) und dieser daher unverschuldet vorbeigefahren ist. Die einzelnen Zustände der Endsperre haben wir auf dieser Unterseite zusammengestellt.

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Holger Kötting