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Grundlagen der Stellwerkstechnik

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Begriffe

Wie schon in der Einleitung erwähnt, verwendet die Bahn bestimmte Fachbegriffe. Neben diesen Fachbegriffen existieren noch weitere Besonderheiten. Eine haben Sie bereits kennengelernt, den Verschlußplan. Mit Hilfe der dort vorhandenen Symbole kann ein Fachmann "sofort" das beschriebene Stellwerk aufbauen. Ein weiteres Beispiel ist der Signallageplan und auch in der Elektrotechnik verwendet die Bahn eine eigene Schreibweise: Die Schaltpläne sind mit besonderen Symbolen aufgebaut.

Verstehen Sie Bahnhof?

Wie eben bereits kurz angesprochen, gibt es Strecken- und Bahnhofsblock. Dazu sollte man wissen, was überhaupt ein Bahnhof ist. Denn nicht alles, was landläufig Bahnhof (Station) genannt wird, ist auch wirklich ein Bahnhof. Die Definition sagt:
Ein Bahnhof ist eine Bahnanlage mit mindestens einer Weiche, wo Züge beginnen, enden, kreuzen, überholen oder wenden dürfen.
Der Bahnhof wird mit Bf abgekürzt. Weiterhin heißt es:
Größere Bahnhöfe können in Bahnhofsteile (Bft) unterteilt sein. Die Bahnhofsteile können durch Zwischensignale gegeneinander abgegrenzt sein.
Andere Betriebsstellen, wie z. B. Blockstellen oder Abzweigstellen sind Bahnanlagen der freien Strecke. Der Bahnhof wird begrenzt durch die Einfahrsignale. Dies ist (sieht man einmal vom Schutzabschnitt hinter dem Einfahrsignal ab, der blocktechnisch im Prinzip zur Strecke und zum Bahnhof gehört) auch die Grenze zwischen Strecken- und Bahnhofsblock.

[Bahnhofsgrenzen]

Bahnhofsgleise, die neben den Hauptgleisen verlaufen und über die Grenze hinausreichen, gehören trotzdem zum Bahnhof (siehe Beispiel violett markiertes Gleis).

Die Definition der Bahnhofsgrenzen (oder gar des Bahnhofs selbst) ist nicht weltweit gültig. Eine andere (auch genutzte) Variante besteht darin, den Bahnhof vom Einfahr- und Ausfahrsignal zu begrenzen. Dies hat dann zur Folge, daß ein Bahnhof je nach Fahrtrichtung unterschiedliche Ausdehnungen hat und bestimmte Weichenverbindungen einmal zum Bahnhof und in der Gegenrichtung bereits zur Strecke gehören. Jedes System hat seine Vor- und Nachteile und spiegelt meist die regionalen Vorlieben der Stellwerks- und Betriebsphilosophie wider.

Hauptgleise, Nebengleise

Im Bahnhof wird zwischen Haupt- und Nebengleisen unterschieden. Hauptgleise sind die von Zügen planmäßig befahrenen Gleise. Durchgehende Hauptgleise sind die Hauptgleise der freien Strecke und ihre Fortsetzung in den Bahnhöfen. Alle anderen Gleise sind Nebengleise. Im Beispiel oben sind markiert: die Durchgehenden Hauptgleise in grün, die anderen Hauptgleise in blau und die Nebengleise in violett.

Andere Betriebsstellen

Blockstelle (Bk) (allgemein): Blockstellen sind Bahnanlagen, die eine Blockstrecke begrenzen.
Abzweigstelle (Abzw): Abzweigstellen sind Blockstellen der freien Strecke, wo Züge von einer Strecke auf eine andere Strecke übergehen können.
Überleitstelle (Üst): Überleitstellen sind Blockstellen der freien Strecke, wo Züge auf ein anderes Gleis derselben Strecke übergehen können.
Anschluß- (Anst) und Ausweichanschlußstelle (Awanst): Anschlußstellen sind Bahnanlagen der freien Strecke, wo Züge ein angeschlossenes Gleis als Rangierfahrt befahren können. Kann während der Anschlußbedienung die Blockstrecke für einen anderen Zug freigegeben werden (die Anschlußbedienung schließt sich im Anschluß ein), handelt es sich um eine Awanst.

Vorschriften (Auswahl)

Ohne Vorschriften kann der Eisenbahnbetrieb nicht funktionieren. Manch einer mag angesichts der Vorschriften an "typisch Behörde" denken, andererseits hängt die Sicherheit maßgeblich von den Vorgaben und deren Einhaltung ab. Vorrang vor sämtlichen Anweisungen haben die Gesetzestexte:
Eisenbahnbau- und Betriebsordnung (EBO): Hier befinden sich sämtliche Richtlinien für den Aufbau und Betrieb der Eisenbahn. Beispielsweise wird in der EBO definiert, ab welchen Geschwindigkeiten Bahnhöfe mit Signalen auszustatten sind.
Eisenbahn-Signalordnung (ESO): Die ESO enthält die grundsätzlichen Anordnungen zum Aussehen und zum Aufstellen der Signale.

Auf (nicht nur) diesen Gesetzen sind die anderen Vorschriften aufgebaut. Die zwei wichtigsten Vorschriften sind:
Die Fahrdienstvorschrift (FV, DS/DV 408 bzw. inzwischen Richtlinie (Ril) 408 "Züge fahren und Rangieren"): Die "Bibel" des Eisenbahners. Die Fahrdienstvorschrift enthält die wesentlichen Regeln für die Durchführung des Bahnbetriebs, also das Fahren von Zügen und das Rangieren.
Das Signalbuch (SB, DS/DV, Ril 301): Das Signalbuch basiert auf der ESO und ist ergänzt mit den Ausführungsbestimmungen der Eisenbahnen. Beispiel: Die ESO definiert nur den Zweck und das Aussehen des Ersatzsignals Zs 1. Die Ausführungsbestimmung der DB ergänzt: Das Signal gilt bereits, wenn es leuchtet, während der Zug sich dem Signal nähert.

Ein Problem beim Flankenschutz

Wie bereits aus den Vorüberlegungen bekannt, sollen Weichen so gestellt sein, daß eine Zugfahrt nicht durch andere Fahrzeuge gefährdet werden kann: sie dienen dem Flankenschutz. Manchmal ergibt sich jedoch aus dem Gleisplan das Problem, daß eine Weiche für zwei Fahrwege Flankenschutz bieten muß (und zwar jeweils in einer anderen Lage): man nennt eine solche Weiche Zwieschutzweiche. Ein relativ einfacher Gleisplan, bei dem diese Situation auftaucht, besteht aus einem Bahnhof mit einem Mittelüberholgleis, wie nachfolgend skizziert:

[Zwieschutzweiche]

Die beiden mit Zw gekennzeichneten Weichen müssen jeweils Flankenschutz nach beiden Seiten bieten, je nachdem auf welchem durchgehenden Hauptgleis gerade eine Zugfahrt stattfindet. Daraus ergibt sich das nächste Problem: Angenommen, es finden zeitgleich auf beiden durchgehenden Hauptgleisen Zugfahrten statt. In welche Lage soll eine Zwieschutzweiche gestellt werden? Stellt man sie in diejenige Lage, die der ersten Zugfahrt Flankenschutz bietet, kann sie diese Funktion für die andere Zugfahrt nicht mehr erfüllen:

[Zwieschutzweiche]

Es hängt nun von den örtlichen Gegebenheiten ab, wie man dieses Problem lösen kann. Die einfachste (und sauberste) Lösung wäre natürlich die "absolute" Sicherheit. Dies würde im vorliegenden Fall bedeuten, daß immer nur eine Zugfahrt (im Bild die grüne Linie) stattfinden kann. Die andere Zugfahrt (blau) könnte erst zugelassen werden, wenn die Fahrstraße für den ersten Zug wieder aufgelöst ist. Dies wirkt sich selbstverständlich auf den vielbefahrenen zweigleisigen Strecken betriebshemmend aus. Man weicht daher in solchen Fällen üblicherweise von der "absoluten" Sicherheit ab und verzichtet auf den Verschluß der Zwieschutzweiche. Damit muß die Weiche für eine Fahrstraße nicht mehr gestellt werden, sie soll aber in die abweisende Lage für den ersten (oder auch den einzigen) Zug gebracht werden. Solche Weichen werden als Verzichtsweichen bezeichnet.

Die letzte Konstruktion wird dann schon richtig kompliziert. Sehen Sie sich die mit "E" bezeichnete Weiche auf dem nachfolgenden Plan an und überlegen Sie, in welcher Lage sie stehen muß, um dem geradeausfahrenden Zug (grün) Flankenschutz zu bieten:

[Eigenzwieschutz]

Eigentlich ganz einfach, oder? Nach rechts darf die Weiche E nicht stehen, sonst würde dem Zug möglicherweise ein anderes Fahrzeug in die Flanke fahren. Also muß sie geradeaus stehen. Wir haben dann aber das Problem, daß das andere Fahrzeug dem Zug beim Übergang in den eingleisigen Abschnitt in die Flanke fahren könnte.
Kurz gefaßt: die Situation ist im Prinzip unlösbar. Auf älteren Stellwerken definiert man daher einfach eine Lage, in der die Weiche stehen muß. Auf neueren Anlagen (Spurplanstellwerke) verzichtet man entweder auf den Verschluß der Weiche oder richtet die Anlage so ein, daß die Weiche selbsttätig in die andere Lage umläuft, sobald die im Fahrweg erste Flankenschutzbedingung nicht mehr notwendig ist. Wir bezeichnen die Weiche E auf Spurplanstellwerken auch als Eigenzwieschutzweiche. Der Verzicht auf den Verschluß besteht aber nur unmittelbar an der betroffenen Weiche selbst. Das Stellwerk sucht sich ausgehend von der Weiche einen weiter rückwärts liegenden Schutz durch entweder eine andere Weiche (bevorzugt) oder ein Signal. So kann es dann sein, daß eine Weiche verschlossen ist, die auf den ersten Blick gar nichts mit einer eingestellten Fahrstraße zu tun hat.

Signallageplan

In vereinfachter Form haben Sie diese Pläne bei den vorangegangenen Beispielen bereits kennengelernt. Vielleicht haben Sie sich schon gefragt, was die verschiedenen Symbole bedeuten. Hier folgt nun eine Aufstellung der wichtigsten Symbole:

[Formsignal] Formhauptsignal, zweibegriffig, Hp 0 + Hp 1 [Formsignal] Formvorsignal, zweibegriffig, Vr 0 + Vr 1
[Formsignal] Formhauptsignal, zweibegriffig, Hp 0 + Hp 2 [Formsignal] Formvorsignal, zwei-/dreibegriffig, Vr 0 (+ Vr 1) + Vr 2
[Formsignal] Formhauptsignal, dreibegriffig, Hp 0 + Hp 1 + Hp 2 [Formsignal] Formhauptsignal mit Flügelkupplung
[Formsignal] Formhauptsignal, wie vor, mit Ersatzsignal [Formsignal] Formsperrsignal
[Lichtsignal] Lichthauptsignal, zweibegriffig, Hp 0 + Hp 1 [Lichtsignal] Lichtvorsignal
[Lichtsignal] Lichthauptsignal, zweibegriffig, Hp 0 + Hp 2 [Lichtsignal] Lichthauptsignal mit Ersatzsignal Zs 1
[Lichtsignal] Lichthauptsignal, dreibegriffig, Hp 0 + Hp 1 + Hp 2 [Lichtsignal] Lichthauptsignal mit Vorsichtsignal Zs 7
[Lichtsignal] Lichthauptsignal, stellwerksbedient [Lichtsignal] Lichtvorsignal, stellwerksbedient
[Lichtsignal] Lichthauptsignal, zugbedient (Selbstblock) [Lichtsignal] Lichtvorsignal, zugbedient
[Lichtsignal] Lichthauptsignal, stellwerks- oder zugbedient (Zentralblock, Selbststellbetrieb, Zuglenkung) [Lichtsignal] Lichtvorsignal, stellwerks- oder zugbedient
[Lichtsignal] Lichthauptsignal mit Vorsignal am gleichen Mast [Lichtsignal] Vorsignal im verkürzten Abstand oder Vr-Wiederholer
[Lichtsignal] Lichthauptsignal mit Kennlicht [Lichtsignal] hohes Lichtsperrsignal
[Lichtsignal] Lichthauptsignal mit Sperr- und Vorsignal [Lichtsignal] niedriges Lichtsperrsignal
[Ks-Signal] Ks-Hauptsignal, Hp 0+Ks 1 [Ks-Signal] Ks-Vorsignal, Ks 1+Ks 2
[Ks-Signal] Ks-Mehrabschnittssignal, Hp 0+Ks 1+Ks 2 [Ks-Signal] Ks-Mehrabschnittssignal mit Zusatzsignalen Zs 3 (hier z. B. Kennziffer "7") und Zs 3v (Kennziffer "5")

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[Signal Blankenese]

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www.stellwerke.de - Letzte Änderung am 05.01.2011
Holger Kötting