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Grundlagen der Stellwerkstechnik

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Stellwerksaufbau

Wir haben bislang dargestellt, wie Stellwerke und Blocktechnik bedient werden. Nun werfen wir den Blick hinter die Kulissen und betrachten uns einige ausgewählte Details aus dem Stellwerksaufbau. Zunächst einmal das prinzipielle Aussehen eines mechanischen Stellwerks:
Ansicht von vorne:
[Stellwerk vorne]

Ansicht von oben:
[Stellwerk oben]

Das Verschlußregister
Wir haben vorhin aufgezeigt, welche Maßnahmen notwendig sind, um Weichen gegen ungewolltes Umstellen zu sichern. Wir sehen uns nun die technische Realisierung an. Dazu zunächst ein Blick auf den Weichenhebel:
[Weichenhebel] Der Verschlußbalken ist auf mechanischem Weg über mehrere Gelenke mit dem Weichenhebel (genauer: der Handfalle des Hebels) verbunden. Befindet sich der Weichenhebel in der Grundstellung (Plusstellung), ist auch der Verschlußbalken in der oberen Position. Will nun der Fahrdienstleiter die Weiche stellen, muß er dazu zunächst die Handfalle anziehen. Durch das Anziehen der Handfalle wird der Verschlußbalken in eine etwas tiefer liegende Mittelstellung bewegt. Nun wird der Weichenhebel umgelegt und die Handfalle wieder losgelassen. Dadurch bewegt sich der Verschlußbalken in seine tiefste Position.
Der Verschlußbalken kann also drei Positionen einnehmen: Oben, Mitte, Unten (wobei uns für die prinzipielle Betrachtung nur "Oben" und "Unten" interessiert).

Wie wird nun die benötigte Sicherheit für Fahrstraßen hergestellt? Unter dem Verschlußbalken laufen im rechten Winkel die Fahrstraßenschubstangen. Es ist nun relativ einfach, das Umstellen von Weichen zu erlauben oder zu verhindern:
Soll die Weiche in der Grundstellung verschlossen werden, bringt man auf der Fahrstraßenschubstange ein sogenanntes Plusverschlußstück an, das unter dem "Oben" befindlichen Verschlußbalken angeordnet ist. Will der Fahrdienstleiter die Weiche stellen, muß er die Handfalle anziehen. Dies gelingt ihm aber nicht, da der Verschlußbalken durch das darunter befindliche Verschlußstück nicht in die Mittelstellung gebracht werden kann: die Weiche ist in der Plusstellung verschlossen.
Soll die Weiche in der umgestellten Stellung (Minusstellung) verschlossen werden, bringt man auf der Fahrstraßenschubstange ein Minusverschlußstück an, das über dem "Unten" befindlichen Verschlußbalken angeordnet ist. Es verhindert, daß der Verschlußbalken aus der unteren in die mittlere Stellung gebracht werden kann.

Hier unsere Überlegungen an einem einfachen Beispiel:
[Fahrstraße Grundstellung] Grundstellung: Weichen, Signale und Fahrstraßenhebel befinden sich in der Grundstellung, Weichen sind frei beweglich, Signale können nicht gestellt werden.
Das Umlegen des Fahrstraßenhebels Richtung a1 wäre möglich, Richtung a2 nicht, da das Minusverschlußstück gegen den Verschlußbalken der Weiche 2 stößt.
[Fahrstraße W2 gestellt] Weiche 2 gestellt: Weiche 2 wurde in Minusstellung gebracht. Das Umlegen des Fahrstraßenhebels Richtung a1 ist nun nicht mehr möglich, da der Verschlußbalken der Weiche 1 gegen das rechte Plusverschlußstück anstößt. Hingegen kann jetzt der Fahrstraßenhebel nach a2 umgelegt werden.
[Fahrstraße a2 umgelegt] Fahrstraßenhebel umgelegt: Der Fahrstraßenhebel wurde Richtung a2 umgelegt. Dadurch hat sich das Plusverschlußstück unter den Verschlußbalken der Weiche 1 geschoben, sie ist nun in der Plusstellung verschlossen, das Minusverschlußstück hat sich über den Balken der Weiche 2 geschoben und sie damit in der Minusstellung verschlossen. Durch das Umlegen des Fahrstraßenhebels ist der Verschlußbalken des Signals freigeworden. Das Signal kann nun auf Fahrt gestellt werden.
[Signal gestellt] Signal gestellt: Das Signal wurde auf Fahrt gestellt. Der Signalverschlußbalken befindet sich in der unteren Stellung und verhindert so das Zurücklegen des Fahrstraßenhebels. Dies ist erst wieder nach der Haltstellung des Signals möglich.

Was wir bei dieser einfachen Betrachtung außer Acht gelassen haben, ist die elektrische Festlegung, sowie die Abhängigkeit zum Streckenblock. Man realisiert dies im mechanischen Stellwerk dadurch, daß die Signale nicht nur einen Verschlußbalken besitzen, sondern auch mit Signalschubstangen gekoppelt sind. Diese Signalschubstangen wirken wiederum über die Blockwellen (bzw. umgekehrt über die Blockwellen auf die Schubstange) auf die Blocksperren (Fahrstraßenfestlegesperre, Anfangs-/Wiederholungssperre) ein und stellen damit die Abhängigkeit zum Bahnhofs- und Streckenblock her.

Farbgebung
Alle Hebel sind farblich gekennzeichnet, damit auf den ersten Blick eine eindeutige Zuordnung zur Aufgabe möglich wird:
Weichen-, Riegel- und Gleissperrenhebel sind blau gestrichen.
Sperrsignalhebel sind blau gestrichen mit einem roten Band bzw. Ring.
Signalhebel sind rot gestrichen.
Fahrstraßen-, Befehls- und Zustimmungshebel sind grün gestrichen.

Diese farbliche Zuordnung findet sich auch bei allen anderen, späteren Bauformen wieder: beim elektromechanischen Stellwerk sind die Einfassungen der Hebel farbig markiert, bei Gleisbildstellwerken sind es die sogenannten Gruppentastenfelder und beim ESTW sind die Elemente auf dem Bedientablett in der entsprechenden Farbe ausgedruckt.

Das elektromechanische Stellwerk (am Beispiel S&H 1912)
Beim elektromechanischen Stellwerk sind gegenüber dem mechanischen Stellwerk die Stelldrähte entfallen, da Weichen und Signale mit Elektromotoren gesteuert werden. Dementsprechend kleiner können sämtliche Komponenten gestaltet werden, da nicht mehr der Kraftaufwand wie beim mechanischen Stellwerk notwendig ist. Ebenso sind durch die Motorantriebe größere Stellentfernungen möglich. Geblieben ist das mechanische Verschlußregister, wenn auch in deutlich kleinerer Form: die Verschlußstücke haben nun eine Größe von etwa 1-3 cm.
[Muster SuH 1912] Die Hebel sind nun runde, drehbare Schaltknöpfe, an die eine waagerechte Achse angeschlossen ist. Diese Achse wirkt einerseits auf das Verschlußregister, andererseits über Zahnräder auf weitere Gestänge, die die elektrischen Komponenten (Schalter, Relais, Sperren) ansteuern bzw. abfragen.
Im Bild links sind von oben nach unten sichtbar: Die Überwachungseinrichtung (hier: Farbscheiben), die den Zustand der Weichen, Fahrstraßenfestlegungen, Befehls-/Zustimmungsempfänge anzeigt, darunter ein Bezeichnungsschild (Nummer der Weiche, der Fahrstraße, etc.), sowie unten die Stellhebel. Die Hebel sind gegen versehentliches Umstellen geschützt: zur Bedienung muß der Hebel nach vorne herausgezogen werden (etwa 1 cm) und kann dann nach links oder rechts umgestellt werden.
Kann beim mechanischen Stellwerk unmittelbar der Zustand eines Stellwerks überprüft werden, z.B. "ist eine Weiche in der Endlage?", sind beim elektromechanischen Stellwerk weitere Hilfsmittel notwendig. Um beim Beispiel der Weiche zu bleiben: wird auf einem mechanischen Stellwerk eine Weiche aufgefahren, d.h. von der falschen Seite befahren, schert im Stellwerk der Weichenhebel aus: die Seilscheibe verdreht sich und ein Störungszeichen wird sichtbar. Der Bedienstete weiß nun, daß die Lage des Weichenhebels im Stellwerk nicht mehr mit der tatsächlichen Lage der Weiche übereinstimmt. Im elektromechanischen Stellwerk besteht durch den Weichenmotor keine unmittelbare Abhängigkeit mehr zum Hebelwerk. Man baut daher zu jedem Hebel eine Überwachungseinrichtung ein, die entweder aus farbigen Feldern (weiß/rot) oder aus Glühlampen (ebenfalls weiß/rot) besteht. Dementsprechend werden die Stellwerke bezeichnet: Farbscheibenüberwachung bzw. Glühlampenüberwachung.

Das Gleisbildstellwerk (am Beispiel SpDrS60)
Der Übergang vom elektromechanischen Stellwerk zu den Gleisbildstellwerken bedeutet nicht nur eine andere Art der Bedienung, sondern im wesentlichen auch ein Umdenken in der Sicherheitsphilosophie. Erstmals (von wenigen Zwischenbauformen abgesehen) wird beim Gleisbildstellwerk auf das mechanische Verschlußregister verzichtet und die Abhängigkeit rein auf elektrischem Weg hergestellt. Durch das Fehlen des Verschlußregisters besteht kein Zwang mehr, die Bedienelemente in einer bestimmten Weise anordnen zu müssen. Dies ermöglicht es, den Bedientisch mit einer stilisierten Gleis- und Signaldarstellung auszustatten. Durch die Freiheit der Gestaltung hat sich eine Vielzahl verschiedener Stellwerkstypen (sowohl was die Bedienung als auch die Darstellung angeht) entwickelt. Wir greifen hier den in Deutschland bekanntesten Vertreter heraus: Das SpDrS60.

Der Vorzug dieser Bauform besteht darin, daß mit einer Zwei-Tasten-Bedienung (Start- und Ziel-Taste) sämtliche Bedienschritte erfolgen. Das Stellwerk stellt automatisch sämtliche zur Fahrstraße gehörenden Weichen, verschließt diese anschließend, prüft die zu befahrenden Gleisabschnitte auf Freisein und stellt nach der Festlegung der Fahrstraße das zugehörige Signal auf Fahrt. Die Weichen können auch einzeln bedient werden. Grundsätzlich müssen immer zwei Tasten gleichzeitig gedrückt sein, um eine Aktion auszulösen. Dies verhindert, daß durch versehentliches Niederdrücken einer Taste z.B. eine Weiche umläuft.

Wenn nicht zwei Tasten im Gleisbild bedient werden, so sind meist eine Taste im Gleisbild (sog. Innentaste) und eine Taste im Gruppenblock (sog. Außentaste) beteiligt. Beispiel: Um eine Weiche einzeln zu stellen, wird die Taste "WGT" (Weichengruppentaste) zusammen mit der entsprechenden Weichentaste gedrückt. Die Taste "WGT" befindet sich bei den Gruppentasten und ist in diesem Fall blau markiert. Diese farbliche Kennzeichnung folgt der bereits oben genannten Logik. Die Taste "HaGT" (Haltgruppentaste) dient zur manuellen Haltstellung eines Signals und ist - Sie ahnen es sicher schon - auf einem roten Feld angeordnet.

Auch in der Ausleuchtung der Elemente finden sich viele Gemeinsamkeiten mit den älteren Bauformen. Durch Leuchtmelder wird der Verschluß der Weiche (entsprechend dem umgelegten Fahrstraßenhebel) oder die Festlegung der Fahrstraße (wie beim Bahnhofsblockfeld) angezeigt.

[Ausschnitt SpDrS60]
Muster einiger SpDrS60-Tischfelder

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[Signal Blankenese]

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www.stellwerke.de - Letzte Änderung am 24.02.2003
Holger Kötting